Worum geht es?
Seit Jahren sind sie beste Freunde, fast alles haben sie zusammen gemacht - wie Raben. Jetzt, nach dem Abitur, muss jeder für sich entscheiden, wie es weitergeht. Die Ich-Erzählerin Juli entschließt sich zu studieren, doch noch bevor es losgeht, verändert sich alles, Schlag auf Schlag: Niels, mit dem sie seit einem Jahr zusammen ist, macht mit ihr Schluss. August lüftet sein Geheimnis. Und Ronja geht nach London. Juli ist auf sich allein gestellt und muss ihr Leben, das ihr wie ein Haufen lauter kleine Schnipsel vorkommt, neu sortieren.
(Quelle: www.beltz.de)
Der Gewinn war unter anderem die Anreise zur Buchmesse und ein Treffen mit der tollen Autorin.
Ich habe die Chance genutzt und die sehr sympathische Elisabeth Steinkeller interviewt.
Wie bist
du eigentlich auf die Idee für das Buch Rabensommer gekommen?
Elisabeth: Die Idee, dass ich ein Jugendbuch schreiben möchte besteht eigentlich seit dem Zeitpunkt:
Ich habe ja eine Ausbildung zur Sozialpädagogin gemacht und da hatten wir ein Fach "Kinder- und Jugendliteratur" und in diesem Fach habe ich als Diplomprüfungsarbeit einen eigenen jugendliterarischen Text verfasst. An dem habe ich zwar nie weitergearbeitet, aber da ist irgendwie so mein Wunsch oder meine Idee entstanden, dass ich irgendwann einmal einen Jugendroman schreiben möchte. Dass es dann zu diesem Inhalt gekommen ist, ich glaube das ist irgendwie aus mir aufgetaucht, also eine Mixtur von eigenen Jugenderfahrungen, die sich dann mit einer fiktiven Geschichte vermischt haben. Vor allem, als ich begonnen habe zu schreiben, hatte ich kein Storyboard oder so. Ich habe einfach begonnen und hatte zwar eine gewisse Ahnung, worum es gehen soll und dann hatte ich auch die Figuren, aber ich habe nicht gewusst, wie es sich entwickeln wird. Das hat sich einfach verselbstständigt.
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Hattest du eine bestimmte Gefühlsphase grade, als du dieses Buch geschrieben hast? Warst du grade sehr traurig oder hattest du grade etwas ganz besonderes erlebt, dass dich dann so begleitet hat in dem Buch?
Elisabeth: Also ich muss dazu sagen, ich bin jemand, der Ideen immer lange im Kopf herumträgt, bevor ich sie niederschreibe. Zwischen der erster Idee und dem tatsächlich niedergeschriebenen Text ist eine längere Zeitspanne von mindestens eineinhalb Jahren vergangen. Insofern könnte ich jetzt nicht sagen, dass ich während des Schreibens in einer bestimmten Gefühlsphase gewesen bin. Aber ingesamt besteht das Buch schon so ein bisschen auf Rückerinnerungen an die Gefühle meiner eigenen Jugend. Es ist zwar eine fiktive Geschichte, aber die Gefühle, die dahinter stehen, Schmerz, Trauer, die kennt ja jeder.
Hast du den Titel "Rabensommer" selbst ausgewählt und wie kamst du auf diesen Titel?
Elisabeth: Der Titel meines Manuskripts war "Raben". Raben hat insofern mit dem Inhalt zu tun, da August's Freund Raabe heißt und später sagt ja Juli, dass diese ganze Beziehung der vier Freunde sie an Raben erinnert. Das war für mich auch irgendwie so das prägnanteste in dem Buch, diese Beziehung zwischen den vier Freunden. Deswegen passte Raben für mich einfach, das war der Titel, der für mich ganz klar war. Der Titel "Rabensommer" wurde dann von Beltz & Gelberg vorgeschlagen.
Rabensommer ist sehr authentisch und gefühlvoll. Ist die Geschichte rein fiktiv
oder spiegelt es einen Teil deines Lebens wieder?
Elisabeth: Also alle vier Figuren sind rein fiktiv aber natürlich gibt es trotzdem manchmal so winzige Details, die tatsächlich auch was autobiografisches haben. Das wissen dann nur die Leute, die mich sher gut kennen. Aber grundsätzlich ist die Geschichte fiktiv und das finde ich auch irgendwie spannend, es wäre mir zu langweilig gewesen meine Geschichte da zu erzählen.
Aber natürlich war da die eigene Jugend auch Teil von, ich bin eher jemand der aus dem Inneren herausschreibt, als jetzt solche Themen in Recherche zu finden. Bei mir ist es eher von Innen und trotzdem findet es dann einen anderen Niederschlag als was ich halt tatsächlich erfahren habe.
Steckt
vielleicht ein bisschen von dir in der Protagonistin Juli, in wie weit kannst
du dich mit ihr identifizieren? Hat sie vielleicht charakteristische Züge von dir?
Elisabeth: Ich denk aufjedenfall, also ich stecke irgendwo in allen Figuren ein bisschen. Ich glaube man muss sich mit der Figur identifizieren, um sie auch erschaffen zu können, davon bin ich eigentlich überzeugt. Aber es ist natürlich schwierig für mich zu beantworten, das müsste vielleicht eher jemand von außen beantworten, der mich kennt und auch das Buch kennt.
Fällt dir
spontan ein Lied ein, dass gut zu Rabensommer passen würde?
Elisabeth: Ich hab ja zwei Lieder im Buch verarbeitet. Ursprünglich hatte ich fünf Lieder drin, es fielen dann welche aus rechtlichen Gründen raus. Das Lied, das wahrscheinlich am besten das für mich Buch zusammenfasst oder wiederspiegelt ist das Lied, das eigentlich ganz zuletzt hinten im Buch steht. Das Lied von Mika Vember - Beauty in unexpected places.
Jeder von
uns hat ja schon mal einen fiesen Liebeskummer erlebt. Was würdest du für einen
Rat geben an die, die grade in so einem Loch stecken?
Elisabeth: Tja, die Ratschläge sind ja nie brauchbar, wenn man in dem Loch steckt. Ich glaube insofern, einen Ratschlag von außen, der würde in dem Fall gar nichts nützen.
Man muss da durch gehen. Man muss das glaube ich auch erleben und erfahren, den Schmerz und den Verlust. Mich hätten da keine Ratschläge aufmuntern können.
In
Rabensommer ist ja auch Thema, wie Freundschaften nach der Schule
auseinandergehen können. Gibt es bei dir auch Freunde von früher, an die du
noch oft denkst?
Elisabeth: Aufjedenfall, also bei mir ist es aufjedenfall so, dass ich, wenn mir Menschen nahe gestanden haben, dass das sehr stark mit mir verflochten bleibt, auch wenn man sich nicht mehr sieht. Die Gefühle und die Erlebnisse sind schon sehr bewahrend.
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Hast
du mal drüber nachgedacht sie zu kontaktieren oder hast du zu alten Freunden
noch Kontakt?
Elisabeth: Also es gibt Freunde zu denen ich noch einen sehr engen Kontakt habe und es gibt Freunde zu denen ich gar keinen Kontakt mehr habe. Ich glaube, da gibt es schon noch manchmal die Idee jemanden zu kontaktieren, aber ich glaube manche Dinge dürfen sich auch einfach auseinanderleben. Ich glaube, man muss nicht jede Beziehung festhalten, die mal sehr innig war. So ist das Leben.
Juli zieht
ja in der Geschichte in ihre erste Wohnung. Kannst du dich noch an deine erste
eigene Wohnung erinnern? Und was war das für ein Gefühl, als du damals dort eingezogen bist?
Elisabeth: Ja, ich kann mich erinnern, es war ein tolles Gefühl. Also ich bin ja in einem Dorf aufgewachsen und war dann eben in einer Stadt, das war schonmal toll. Und natürlich diese Unabhängigkeit und man muss eben selber wissen wie man jetzt weitermachen will. Und auch wenn man es nicht weiß, es bleibt einem alles selber überlassen. Niemand sagt einem mehr was und das ist schon gut. Auch wenns einem manchmal auch ein bisschen den Boden unter den Füßen wegziehen kann, wenn man plötzlich niemanden mehr hat, der einem sagt, wie der Tag strukturiert sein soll.
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Wie
sah deine Einkaufsliste am Anfang aus? Auch so ähnlich wie bei Juli?
Elisabeth: Nein... Wobei.. Ich war sicher keine große Köchin, als ich in meine erste eigene Wohnung gezogen bin. Aber es war jetzt nicht so wie bei Juli, die Einkauflisten spiegeln ja auch irgendwo ihr Gefühlsleben wieder und das war bei mir dann doch nicht so trist, als ich in meine erste eigene Wohnung gezogen bin. Aber es hat insofern was gemeinsam, dass ich da auch an anderen Dingen mehr interessiert war, als am kochen und einkaufen.
Meine
Lieblingsstelle in dem Buch ist, als Juli beobachtet wie einige Leute sich im
Bus aufregen, dass ein junges Mädchen auf einem Sitzplatz für kranke und
behinderte sitzt. Du zeigst damit auf, dass Menschen zu schnell Vorurteile
fällen, ohne die Geschichte dahinter zu kennen. Hast du da selbst Erfahrungen
gesammelt?
Elisabeth: Die Szene ist tatsächlich passiert, die habe ich so beobachtet. Es gibt grade im zweiten Teil ein paar Szenen, die ich tatsächlich so erlebt habe. Ich glaube die besten oder auch tiefehendsten Geschichten schreibt auch einfach das Leben selbst. Ich kann mich auch noch so gut an diese Szene erinnern, ich finde es dann auch gut, wenn es eine Gelegenheit gibt das auch in einem Buch zu verpacken.
Deswegen war es dir wahrscheinlich auch so wichtig, diese Szene ins Buch einzubauen, einfach um anderen Menschen zu sagen: Wartet doch mal einen Moment, tretet mal einen Schritt zurück und denkt mal drüber nach, dass das Mädchen vielleicht da sitzt, weil es auch einen Grund dafür hat.
Elisabeth: Ja, also Juli ist ja grade im zweiten Teil eine Beobachterin, die einfach so gewisse Dinge um sich herum wahr nimmt und gewisse Dinge in sich. Und diese Szene, die sie halt beobachtet und von außen wahrnimmt, die bleibt ja auch unkommentiert, sie äußert sich dazu nicht. Trotzdem glaube ich, wird jedem Leser klar, worum es da geht oder was für ein Gefühl sich in ihr da auch einstellt, als sie diese Szene beobachtet.
Hast du
schon Pläne für ein neues Buch oder arbeitest du grade an einem?
Elisabeth: Es kommt im Frühjahr ein Buch auch wieder für Jugendliche, allerdings kein Roman, sondern es wird Lyrik und es werden ganz kurze lyrische Prosatexte sein. Das ist auch schon abgeschlossen, wird jetzt nur noch lektoriert. Und ich habe auch schon eine neue Idee, aber so wie das eben bei mir ist, das arbeitet noch in meinem Kopf.
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Ich danke an dieser Stelle der liebenswerten und offenen Elisabeth Steinkeller für das nette und ausführliche Interview. Außerdem danke ich den Beltz & Gelberg Verlag fürs möglich machen und für den schönen Nachmittag und Abend auf der Messe!
Huhu,
AntwortenLöschenein sehr schönes Interview. Ich habe das Buch bisher noch nicht gelesen, aber die Autorin selber macht schonmal neugierig. ;o)
Liebe Grüße,
Ruby